Von mir: eine Geschichte
Durch meine Arbeit in meinem Quellenberuf als Physiotherapeutin wurde mir die Verschränkung von Körper und Seele bei Leid und Genesung schon früh bewusst.
Wie oft brachten an sich gute Behandlungskonzepte für die körperliche Erkrankung kaum Erfolg, weil seelische Probleme ein aktives Üben und Vorangehen erschwerten!
Wie oft konnten, trotz schwieriger Ausgangslage, überraschend gute Erfolge erzielt werden, wenn Zuversicht und positive Bereitschaft da waren, in sich und die Genesung zu investieren.
Ich erinnere mich noch an mein erstes Arbeitsjahr, als mir ein 70-jähriger Mann mit der Diagnose „3. zerebraler Insult“ (Schlaganfall) zur Behandlung überwiesen wurde.
Als ich den Behandlungsraum betrat, erwartete ich einen Menschen im Rollstuhl, der auf mich und meine Vorschläge der Behandlung wartete. Umso überraschter war ich, als ich einen kleinen, drahtigen Mann antraf, der gerade an einem im Raum vorhandenen Gestänge hing und Klimmzüge übte!
Er wolle unbedingt wieder in die Berge gehen und klettern können, erklärte er mir lächelnd.
Auch wenn seine Schlaganfälle glücklicherweise nur leicht gewesen waren, so schreibe ich es doch seiner Begeisterung für das Klettern in den Bergen zu, dass er sich so gut und schnell erholen konnte und seine Ressourcen für die Genesung aktiv ausschöpfte.
Dieses Wissen um die innige Verschränkung körperlicher und seelischer Zustände hat mich damals zunächst zu einer Körperpsychotherapie-Ausbildung geführt als Erweiterung meines Wissens vom körperlichen in den seelischen/psychischen Bereich. Später nach verschiedensten Fortbildungen, auch in anderen methodischen Ansätzen, entschloss ich mich zu einer psychoanalytischen Ausbildung, um mein Verständnis der Seele noch zu vertiefen.
Über die Zeit geblieben ist in meiner therapeutischen Arbeit die Erfahrung, dass Menschen neben Worten noch vieles mehr austauschen, das von Bedeutung ist, wahrgenommen wird und wirkt.
Auch wenn das Gespräch in meiner Arbeit ein zentrales Element der Therapie ist, spielen in vielen therapeutischen Prozessen auch die Wahrnehmung von sich und Anderen sowie eigene Ausdrucks- und Handlungstendenzen bzw. deren Veränderung oder Erweiterung eine wichtige Rolle, um sich besser verstehen zu lernen und Veränderungen und positive Entwicklungen einzuleiten.
Erst wenn man sich im Handeln, Spüren und Denken kennt, kann man sicher eine Position vertreten und sich ver“stehen“, aber auch etwas „bewegen“!